Jurybeurteilung
Der Festungsbau, dessen Ursprünge im 16. Jahrhundert liegen, sollte zu einer Außenstelle der Regensburger Hochschule umgebaut und energetisch saniert werden. Die Räume des zweigeschossigen Hauptgebäudes, die ursprünglich zu Verwaltungs- und Haftzwecken dienten, entwickelten die Architekten zu Hörsälen, Seminar-, Dozenten- und Aufenthaltsräumen. Zum Sanierungsprogramm gehörte auch die Freilegung der historischen Gewölbekeller des Baus, die unter Bewahrung der Originalsubstanz durch wenige einfühlsame und wirkungsvolle Veränderungen zu einem malerischen Raumerlebnis geworden sind. Die präzise Materialverwendung von Kalkputz und Schlämme, Eichenholz und Granit lässt die architektonischen Eingriffe der Sanierung als zeitgenössische Schicht erkennbar werden, die sich dennoch nahezu nahtlos in den Bestand einfügt. Dieselbe Strategie hat auch im Zusammenspiel des Hauptgebäudes mit den Außenanlagen gegriffen, die den Zugang zum neuen Hochschulgebäude mit Treppen, Rampen und Terrassen fast dramatisch inszenieren: Für die Aufmauerung bestehender Mauerteile wurde hier ein besonderes Ziegelformat entwickelt, das sich der Farbigkeit des im Bestand verwendeten Granits anpasst. Die neuen Setzungen integrieren die sichtbar belassenen Reste des alten Mauerwerks: Die „promenade architecturale“ wird hier zum historischen und räumlichen Erlebnis.
Standort:
Tirschenreuth
Fertigstellung:
2020
Architekt:
Brückner & Brückner Architekten GmbH, Tirschenreuth | Würzburg, Tirschenreuth
Bauherr:
Stadt Tirschenreuth, vertreten d. d. 1. Bürgermeister Franz Stahl, Tirschenreuth
Freiraumplanung:
Stadt-Land-Fanck, Tirschenreuth
Weitere Projektbeteiligte:
Tragwerk: Lehner + Baumgärtner Ingenieurgesellschaft, Tirschenreuth; HLS: Grünwald & Ach, Weiden i.d.OPf; Elektro: EAS SYSTEMS, Neustadt a.d.Waldnaab; Brandschutz: DAI Dorn Architekten Ingenieure Gebäude & Brandschutzplanung, München
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Jurybeurteilung
Mit der neuen Stadthalle entstand an der Peripherie der Altstadt von Cham ein Ensemble mit klarer Formensprache, das aus dem Kontext der höhengestaffelten Topographie heraus ein harmonisches Ganzes aus Gebäude, Platz und Park schafft.Auf Erdgeschossniveau tritt das Gebaute kraftvoll in den Raum und beeindruckt durch seinen geschickten und wirkungsvollen Umgang mit Innen- und Außenraumbezügen, die fließend und ineinanderübergehend gestaltet sind. Die große Baumasse wird geschickt ‚verkleinert‘ indem das massige Garagenvolumen im Hang versteckt wird und zudem die Anlage eines Stadtgartens darüber ermöglicht hat. Ein Kleid aus filigranen Aluminiumstäben umhüllt die oberen Geschosse des Hauses und bewirkt durch die Stabfassade und das sich im Tageslauf verändernde Licht eine wohltuende Lebendigkeit mit sich, die den Maßstab bricht. Die Farbigkeit der Hülle aus eloxierten Aluminiumlamellen harmonisiert zudem mit der im Inneren, die auf die Verwendung von Weißtannentafeln als haptisch wahrnehmbarem Material setzt.
Standort:
Cham
Fertigstellung:
2018
Architekt:
Lamott.Lamott Architekten PartGmbB, Stuttgart
Bauherr:
Stadt Cham, Cham
Freiraumplanung:
realgrün Landschaftsarchitekten, München
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Jurybeurteilung
Geschickt reagiert der sägezahnförmige Baukörper auf die starke Lärmbelastung, die den Ort, ein heterogenes Gewerbe- und Wohngebiet von Westen her beeinträchtigt. Einerseits als einprägsame Großform wahrnehmbar, andererseits aber bezugnehmend auf die angrenzende kleinteilige Wohnbebauung, wirkt der abgetreppte Grundriss der Wohnzeile im gemeinschaftlich genutzten Vorfeld im Norden adressbildend. Nach Süden erzeugt er geschützte individuelle Freiräume. Die Wohnungen sind trotz des knappen Flächenangebots gut zoniert, die größeren sogar durchgesteckt. Interne Erschließungsflächen wurden zugunsten großzügigerer Wohnräume minimiert. Alles in allem geben die Architekten sehr angemessene, ortsspezifische und identitätsstiftende Antworten auf drängende Fragen einer immer aktuellen Bauaufgabe, deren architektonische und soziale Qualität durch anhaltend weiter steigende Grundstückspreise und Baukosten eingeschränkt wird und immer schwerer zu erreichen ist.
Standort:
Neumarkt i. d. OPf.
Fertigstellung:
2019
Architekt:
Diezinger Architekten GmbH, Eichstätt
Bauherr:
Stadt Neumarkt i.d.OPf., Neumarkt i.d.OPf.
Freiraumplanung:
PETTER INGENIEURE GmbH, Neumarkt i. d. OPf.
Weitere Projektbeteiligte:
Bauleitung: Knaller und Wendik GmbH, Heideck; TGA: Sanplan Planungsgesellschaft für technische Gebäudeausrüstung GmbH & Co. KG, Nürnberg; Heizung: Stadtwerke Neumarkt i. d. OPf.; ELT: Ingenieurbüro Wißmeier GmbH, Heroldsberg; Statik: Ingenieurbüro Braun-Hass + Partner, Neumarkt i. d. OPf.; Freiraumplanung /-Ausführung: Petter Ingenieure GmbH, Neumarkt i. d. OPf. + Stadt Neumarkt i. d. OPf.
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